Neues Jahr, neue Freiheit: Die Kunst des Loslassens verstehen und erleben

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und überall liegt festliche Stimmung in der Luft. Rituale prägen diese Zeit, in der Hoffnungen und Erwartungen mitschwingen. In meinem Postfach häufen sich zum Jahresende Mails mit Fragen wie „Was willst du loslassen? Was darf bleiben oder sich sogar vermehren?“ – spannende Gedanken für einen Rückblick und einen Ausblick. Doch wie funktioniert eigentlich dieses „Loslassen“?

Bevor ich Platz für Neues schaffen kann, muss ich wohl erst Altes loswerden. Das wird mir immer klar, wenn ich vor dem Kleiderschrank stehe. Nach einem Einkauf frage ich mich: Was darf gehen, was hat ausgedient? Damit das Neue im Schrank Platz hat. Mein Leben, meine Zeit, und das, was ich verkraften kann, sind genauso begrenzt wie die Kapazität meines Kleiderschranks. Also, wie kann ich am besten loslassen?

Bei materiellen Dingen ist das noch relativ einfach. Ich treffe eine Entscheidung, stecke das Alte in den Altkleidersack oder verschenke es, und schon fühlt es sich gut an. Mein Gewissen ist beruhigt, und die Wehmut des Abschieds wird von der Freude am Neuen ersetzt.

Mit dem Loslassen von Vorstellungen, Wünschen und Hoffnungen wird es schon schwieriger. Sie sind mit Emotionen verknüpft. Wir möchten sie loswerden, weil sie keinen Sinn mehr ergeben oder unangenehm sind. Aber wie lässt sich dieses „Es“, sei es ein Gedanke, eine Hoffnung oder ein Wunsch, wirklich loslassen?

Diese immateriellen Dinge sind verbunden mit Geschichten, Glaubenssätzen und Gefühlen. Solange wir sie nicht haben wollen, halten wir an ihnen fest. Doch hier liegt die Lösung: Den Weg raus finden, also „loslassen“, bedeutet, voll ins Fühlen zu gehen und sich diesen Empfindungen im Körper voll und ganz zu öffnen. Wir nehmen sie an, so wie sie sind, im Hier und Jetzt. Wir lassen sie los, indem wir sie in all ihren Facetten im Körper akzeptieren und nicht weghaben wollen. Wir sagen „ja“ zu dem Gefühl und den Empfindungen, die es in uns auslöst. Wir können es sogar befragen, was es uns sagen will.

Warum ist diese Präsenz und Akzeptanz so wichtig? Früher, als wir noch nicht wussten, wie wir uns richtig verhalten oder verteidigen sollten, entstanden Geschichten hinter unseren Gefühlen. In dieser Zeit entwickelten wir Schutzstrategien, die sich in unserem Körper festsetzten. Diese zeigen sich vielleicht als Anspannung im Kampfmodus, als Abwesenheit in der Flucht oder als Erstarren im Schockzustand.

Auch wenn wir uns längst weiterentwickelt haben, bleiben diese unerlösten Strategien aus den Anfangstagen aktiv und beeinflussen uns unbewusst. Wenn die alten Geschichten wieder angerührt werden, finden wir uns in einem alten Film wieder. Unser Denken, unsere Körpersprache und unser Nervensystem spiegeln dies wider. Aber wenn unser Nervensystem sich durch einen sicheren Raum und ‚geborgen wie angenommen fühlen‘ entspannen kann, können auch wir entspannen. Es lässt in uns los. Wir müssen nichts tun! Einfach lassen. Wir akzeptieren «es» in all seinen Erscheinungsformen im Körper und bleiben im freundlichen Blick des Beobachters. Das schaffen wir selbst.

Wenn unser Nervensystem aber hoch aktiviert ist, ist es sehr hilfreich, jemanden an unserer Seite zu haben, dessen Nervensystem gut reguliert ist. Warum? Weil, wenn wir uns von allem abkoppeln (das nennt man „dissoziieren“), dann sind wir mehr in unseren Gedanken und Träumen als in unserem Körper. Ähnliches passiert, wenn wir einen Zusammenbruch erleben. Statt präsent im Körper zu sein, landen wir vielleicht in Energielosigkeit oder sogar in einer Art Tiefpunkt, der Depression ähnelt. Die Gegenwart einer Person kann uns erden und helfen präsent zu werden.

Das Gegenüber bringt nicht nur seine Anwesenheit mit, sondern auch sein gut funktionierendes Nervensystem. Das ist wie eine gemeinsame Regulierung für unsere Nerven. Wenn wir dann die Erfahrung machen, gerade jetzt „nicht allein zu sein“, entsteht ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Wir können erleben und spüren, wie sich unser Nervensystem beruhigt – Muskeln entspannen sich, Gähnen tritt auf, vielleicht auch ein paar Zuckungen. Das sind nur ein paar der Reaktionen. Und so verlässt „es“ unser Körpersystem, verschwindet oder wird auf Basis der Körperintelligenz integriert. Es gibt nach, du machst somit Platz für Neues und bist frei.

Die Leere ruft immer nach Fülle. Mit welchen Geschichten, Gefühlen oder Glaubenssätzen möchtest du jetzt diesen neu freigewordenen Raum füllen? Nur vom Kopf her wird es dir nicht gelingen. Nimm deinen Körper und deine Seele mit! Frag dein Herz und lass dich führen.

Ich wünsche dir einen guten Jahresübergang und gutes Loslassen.

Herzlichst,

Ingrid

P.S.: Ein hilfreiches Tool, um das Loslassen und die Verbundenheit mit dir zu üben, ist „SOUL BODY FUSION ®“. Melde dich zum Newsletter an und hole dir das Anleitungsvideo. Oder komm jeden 2. Montag im Monat zur live-geführten Soul Body Fusion® „Mehr Ruhe im Alltag“. Zur intensiveren Begleitung biete ich auch Einzelsitzungen an.

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