Mit dem inneren Beobachter zur Selbstfreundschaft

Eine Einladung nach innen

Was bewegt dich gerade, wenn du dich so in der Welt umschaust? Ich finde es zurzeit eindrücklich zu beobachten, wie die Welt sich wandelt. Die äusseren Restriktionen lassen momentan nicht so viel Spielraum, um sich im Aussen zu bewegen und zu zerstreuen. Unser Radius ist wieder kleiner geworden. So bietet es sich an nach innen zu schauen. Wer keine Reisen in der physischen Welt machen kann, kann sie jedenfalls in seine Innenwelt machen.

Rückzug kann Altes verdauen und Neues reifen lassen

Der Winter ist per se eine Zeit des Rückzugs. Wir sind zwar keine Bären, die Winterschlaf in ihren Höhlen halten, doch weil es kalt ist und früh dunkel wird, halten wir uns gerne in Innenräumen auf, auf der Suche nach Wärme und Geborgenheit. Auch unser Organismus hat sich dieser Jahreszeit angepasst. Innere Einkehr, Ruhe, Schutz, Gemütlichkeit sind einige Aspekte, die wir gerne mit dieser Zeit verbinden. Andererseits zehren wir von unseren Reserven und Erfahrungen, verdauen sie und schmieden neue Pläne, mit denen wir später, wenn die Zeit reif ist, frisch und voller Tatendrang und Begeisterung raus in die Welt gehen. Transformiert. Unruhe, Stress, Aufregung stören hier nur das Ambiente und dem möchten wir am liebsten entfliehen.

Was nicht mehr dient, wird losgelassen

Das alte «aktiv unterwegs sein» scheint durch den vom «Lock-down» erzwungenen Rückzug ins Heim und Homeoffice nicht unbedingt zur gewünschten Ruhe geführt hat. Auf dem engen Raum spiegelt sich die Geschäftigkeit, die früher durch Aktivität und Mobilität sichtbar, nun deutlicher in einer inneren Unruhe und Getriebenheit wider. Wer sich gerne mit Terminen, Aufgaben und Projekten überhäuft, um von unangenehmen Gefühlen abzulenken, wird dies auch weiterhin machen, ausser er erreicht eine Grenze des Erträglichen. Dann lohnt sich hinschauen, ausmisten, aufräumen, Reine machen und loslassen, was überholt und belastend ist. Das schafft Platz für neue Energie und wir kommen in Schwung. Dabei ist egal, wo wir beginnen- in uns oder um uns herum.

Was wir im Aussen suchen, können wir uns auch selbst geben

Wer früher Anerkennung, Zuwendung und gesehen werden von seinen Mitmenschen gesucht hat, wird heute neue Wege finden müssen, um sie zu bekommen. Und die Frage bleibt: Nährt es tief und nachhaltig, sie von anderen zu bekommen? Ist es nicht die Einladung mir all das selbst zu geben? Eine Einladung zu Freiheit und Selbstliebe, und damit zu Frieden mit mir und der Welt. Statt andere zu brauchen, damit wir uns wohlfühlen, beschenken wir uns selbst und teilen unsere Gaben mit ihnen. Wir laufen nicht mehr vor unserem Innenleben fort, klagen nicht mehr an, kämpfen nicht für oder gegen etwas, fühlen uns weder benachteiligt noch übervorteilt. Wir erkennen, was wir haben und stehen für unsere Bedürfnisse ein, weil wir sie nun spüren. Wir haften nicht an, alles ist wie es ist und wir gehen damit.

 Mit dem inneren Beobachter eine Freundschaft eingehen

Und wie geht das? Indem wir uns selbst die Zuwendung und Anerkennung geben, die wir gerne von anderen hätten. Wir sind für uns selbst da, sind unser eigener Zeuge unserer Anstrengungen, Bedürfnisse wie Fehler. Wir schauen liebevoll auf uns, pflegen einen freundlichen Umgang mit uns selbst und stehen für uns ein. Mit unserem inneren Beobachter als zugewandten, wertungsfreien Begleiter installieren wir einen präsenten Freund erster Klasse, der immer für uns da ist, zu jeder Zeit, an jedem Ort. Er nimmt wahr, was ist, ohne einzugreifen. Alles darf erstmal da sein und ist ok, wie es ist. Wenn wir aufhören etwas zu wollen, lösen sich die Themen auf. So kann sich vieles wandeln, auch Unruhe in Frieden und Selbstfreundschaft. Doch was es dazu braucht, ist eine Selbstverpflichtung und die Bereitschaft immer wieder zu üben im Beobachter zu sein, ohne Schuldgefühle. So kommen wir der Selbstliebe einen Schritt näher.

Und was bewegt dich?

Ich lade dich ein hier zu schreiben, was dich gerade bewegt oder welche Erfahrungen du mit deinem inneren Beobachter gemacht hast. Ich freue mich auf deine Zeilen.

Photo by Anand Rathod on Unsplash

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