Die Kultur des positiven Scheiterns
Alle wollen Erfolg, ob im Beruf oder in Beziehungen. Aber was ist Erfolg eigentlich? Die deutsche Autorin und Management-Trainerin Vera F. Birkenbihl erklärte es gerne so: «Erfolg ist die Folge deines Denkens und Handelns. Insofern ist jeder erfolgreich.» In unserer Gesellschaft hat man da meist noch andere Vorstellungen hinzugefügt. Erfolg wird gleichgesetzt mit Karriere und Ruhm und mit mehr Geld, Ansehen, Imagegewinn in Verbindung gebracht. Ein erfolgreicher Mensch wird als «Gewinnertyp» betrachtet, auf dessen Errungenschaften man gerne schaut..
Weiter machen, nur anders
Viele erfolgreiche Menschen haben nach unserem Wirtschafts- und Kulturverständnis viel getan und sind nicht selten viel gescheitert. Dabei haben sie eine andere Art der «Scheiter-Kultur» entwickelt. Sie bleiben nicht liegen, geben nicht auf, sondern bleiben trotz allem dran, wechseln ihren Weg, die Art und Weise wie und was sie bislang ausprobiert haben.
Erfolg ist eine Frage der Perspektive
Kolumbus, einer der grössten Seefahrer der Menschheitsgeschichte, wäre auch der grösste «Scheiterer» gewesen, würden wir ihn an seinen eigenen Zielen messen. Er wollte einen neuen Seeweg nach Indien entdecken. Das war ihm nicht gelungen. Er selbst war sich dessen lang nicht bewusst – sein Leben. Aus dieser Perspektive betrachtet, war Kolumbus gescheitert. Doch wir wissen heute, dass er stattdessen einen neuen Kontinent entdeckt hatte. Welch ein geglücktes Ergebnis!
Vergleichen mehrt Zweifel
Oftmals stehen Ziele, Fähigkeiten und Handeln im Konflikt. Unser Horizont ist zu klein, der Blick aufs Ganze fehlt. Wir blicken auf unsere Wünsche, Ziele, Erfahrungen und Umfeld. Wir erkennen dabei nicht, wo wir unseren eigenen Platz im Großen und Ganzen einnehmen. Doch bewerten wir immer wieder unseren Platz und unser Fortkommen nach unseren Vorstellungen und Erwartungen. Und zu allem Überfluss vergleichen wir uns auch noch, was zu mehr Zweifel und Unglück führt. Wie würde sich wohl unsere Niere fühlen, wenn sie sich mit der Leber vergleichen würde? Was für ein Blödsinn…. Doch genau so leben die meisten von uns und finden das «normal»! Welche Auswirkungen das hat, sehen wir!
Leben heisst lernen und Fehler machen
Leben heisst Lernen. Lernen bedeutet nicht, etwas auswendig aufsagen können, sondern selbst Erfahrungen zu machen. Dabei sind Fehler eine natürliche Folge und sie dienen uns, unseren Weg zu überprüfen und kreativ einen neuen Weg zu entwickeln und auszuprobieren. Das Wichtigste, das wir dabei lernen können, ist, uns nicht von unerwarteten Ereignissen entmutigen zu lassen. Es geht darum, ein positives Ergebnis für unser Weiterkommen daraus zu ziehen. Dabei finde ich wichtig, sich nicht durch Reaktionen der Umwelt und dem eigenen inneren Kritiker entmutigen zu lassen.
Jeder Fehler hat eine «Perle» eingebaut
Dabei ist eine andere Sicht auf Fehler hilfreich. Thomas A. Edison sagte über seine vielen Versuche bei der Erfindung der Glühbirne: «Ich bin nicht 10.000 Mal gescheitert. Ich habe erfolgreich 10.000 Varianten entdeckt, die nicht funktionierten.» Er blieb einfach dran und suchte passioniert nach der richtigen Lösung bis er den erfolgreichen «Durchbruch» schaffte. Alle anderen Versuche waren auch ein Erfolg für ihn! Zu erfahren wie es gerade nicht geht, ist kein Scheitern! Es ist der Aufruf, das vorherige zu überprüfen und es anders zu probieren. Und vielleicht ist dein Weg anders als der der Masse.
Eine positive Sicht auf Fehler und aufs Scheitern
Und so mancher erfolgreiche Mensch kann von sich sagen, dass er sich im Leben «hinauf gescheitert» hat. So gesehen dürfen wir alle wieder verlernen, was wir in der Schule über falsch und richtig gelernt haben. Nur so sind wir frei und gerüstet für eine neue kreativ-schöpferische Art des Miteinander leben und lernen! Fangen wir damit an, uns gänzlich zu erlauben Fehler zu machen und zu scheitern. Somit gibt es keine Fehler mehr, denn wir können Erkenntnisse gewinnen, die uns einen Schritt weiterbringen. Und schwungvoll widmen wir uns dann dem neuen Versuch. Das ist positives Scheitern!