Ein ungewöhnliches Jahr nähert sich dem Ende. Wenn ich zurückblicke, erinnere ich mich noch gut an den Schock und meinen Unglauben, was da gerade geschieht, als am 13. März die Schulschliessungen verkündet und meine Kurse sistiert wurden, gefolgt vom schweizweiten Lock-Down am 17. März.
Raus aus Angst und Erstarrung
In diesem Jahr hiess es für mich eintauchen und durchtauchen durch alle aufflackernden Gefühle und Emotionen. Das half mir aus meiner Erstarrung und Angst. Ich schüttelte mich wie ein begossener Pudel. Mit neuem Mut und neuen Ideen ging ich auf zu neuen Ufern. Doch diese Gefühlsbäder sollten mich noch einige Male begleiten und von Altem befreien. Sie machten mich offen und bereit für all die Veränderungen, Ungewissheiten und die Loslass-Prozesse, die folgten.
Crashkurs in Lernen
Ich lernte viel und schnell, nicht nur in der digitalen Welt. Eigenschaften, die mein Kopf schon lange kannte, wollten jetzt im Alltag Anwendung finden: Flexibel sein, im Moment leben, aus diesem heraus entscheiden. Ein neues Bewusstsein im Geben und Nehmen, auch beim Geld, wollte gelebt werden. Erwartungen, Wünsche und Vorstellungen wollten immer wieder losgelassen werden, machten Platz für Leere, die es auszuhalten galt. Ich übte zu vertrauen und frisch, unvoreingenommen Neues zu wagen. Ich konnte immer wieder mein Verhältnis zum Sterben und Tod und damit zum Leben klären. Liebe, Freiheit und Verbindung stellten sich als sehr wichtig für mich raus. Und ihre Unvereinbarkeit mit der aktuellen Lage war auch so manches Mal sehr schmerzhaft wie der Abschied von lieben Menschen.
Forschen statt Wissen
Die Konfrontation mit dem Ungewohnten und die sichtbar werdende Spaltung in unserer Gesellschaft machten mich wach fürs Hinterfragen. Können Verordnungen mich wirklich einschränken oder liegt meine Freiheit woanders? Wie bereit sind wir den Menschen, die uns triggern, wirklich Liebe und Empathie zu schenken? Wenn Menschen Frieden und Freiheit fordern, wollen sie dies auch wirklich mit allen Konsequenzen? Aus diesen Fragen heraus entstand so auch mein monatliches Forschungsangebot: «Ich will Frieden», das mich sehr erfüllt.
Altes neu sehen
Bei all den Turbulenzen haben mich wunderbare Weggefährten begleitet, ich habe neue Menschen und Haltungen kennenlernen dürfen, Überholtes aussortiert und über Bord geworfen. Ich gehe nicht mehr von der Norm aus, stattdessen frage ich mein Gegenüber «was stimmt gerade für dich?». Die Angst und Unsicherheit haben in mir und anderen auch Qualitäten hervorgebracht wie achtsamer werden, Grenzen klären, Respekt wie Toleranz vor Unterschiedlichkeit, um nur einige zu nennen. Auch Wut, mit der Kraft und dem Mut, sich zu zeigen und zu handeln, kann ich besser nehmen. Trotz oder gerade wegen vieler «verordneter» Pausen war 2020 für mich ein bewegtes Jahr des Wandels.
Dankbar blicke ich zurück auf alles,
- was ich loslassen durfte. Es verschafft mir mehr Leichtigkeit und Ressourcen für 2021.
- was ich neu ausprobiert habe. Es gibt mir ein Gefühl von «Yes, I can».
- was ich erkennen durfte. Es erweitert mein Bewusstsein und macht mich weicher.
- was mir begegnet ist. All das erweitert meinen Horizont, besonders die Begegnungen auf Augenhöhe, die mir zeigen, dass jede*r ein wunderbarer Beitrag ist und einen solchen hat.
- was mir Freude gegeben hat. Ich bin glücklich diese Quellen erkannt zu haben. Sie tun mir gut und geben mir Kraft und Zuversicht. Ich liebe meinen Garten wie inspirierende Gespräche.
Mein Fazit für dieses Jahr
Deutlicher konnte das Universum mir nicht zeigen, dass es grösser ist als meine und sicher auch unsere Vorstellungskraft. Und ich habe gelernt zu vertrauen, dass am Ende immer etwas Gutes dabei rauskommt, auch wenn ich mittendrin im Geschehen nichts verstehe.
Einladung, deine Bilanz zu ziehen
Wenn du Lust hast, erstelle dein eigenes Resümee für 2020? Diese Fragen können dich dabei leiten: Was hat dir dieses Jahr gebracht? Vor welchen Herausforderungen warst du gestanden oder stehst du gerade? Was hast du dabei gelernt? Wofür bist du dankbar? Was lässt du los und was nimmst du mit? Welche Erkenntnis ziehst du daraus?
Ich wünsche dir viel Freude und den Entdeckergeist eines Kindes, das sich unvoreingenommen auf den Moment einlässt. Lass dich vom Guten im Schwierigen überraschen und bleib dir selbst wohlgesonnen.