Nemos triumphaler Sieg beim diesjährigen European Song Contest ist in aller Munde. Manche sind überwältigt von Glück und Bewunderung für seine Leistung, während andere mit einem kritischen Blick und strengen Urteilen reagieren. Alles, was wir sehen, hören oder lesen, hinterlässt seine Spuren in unseren Gedanken und Gefühlen. Doch wie leicht fällt es uns, die Meinungen anderer einfach stehen zu lassen, ohne uns in die Diskussionen einzumischen und unsere eigene Position zu verteidigen?
Ich muss gestehen, dass der Eurovision Song Contest schon seit Jahren nicht mehr meine Interessen weckt. Doch dieses Jahr war anders. Durch Zufall stieß ich auf den Auftritt im Schweizer Fernsehen, verpasste jedoch die Entscheidung. Am nächsten Tag war es überall in den Medien: die Schweiz hatte gewonnen. Hurra! Doch zeitgleich strömte eine Welle der Kritik über Nonbinäre, die Absurdität des Wettbewerbs und musikalische Vorlieben in den sozialen Medien. Einige Kommentare gingen unter die Gürtellinie, sogar von Personen, die sonst im Netz mit Botschaften wie „Sei du selbst“ und „love“ glänzen.
Es ist faszinierend zu beobachten, wie solche Reaktionen auf mich wirken. Fühle ich mich angegriffen, verteidige ich mich oder kann ich sie einfach akzeptieren? Ganz ehrlich: Diese Missbilligungen haben mich berührt. Ich spürte einen Stich im Herzen. Offenbar tragen diese Menschen einen tiefen Schmerz in sich, den sie auf diese Weise nach außen tragen müssen. Doch nichts ist, wie es scheint. Die Ursache liegt oft tiefer und in der Vergangenheit begraben. Nemo und der ESC dienen lediglich als Leinwand, auf die wir unsere eigenen Projektionen werfen. Sie ermöglichen es uns, unsere eigenen Vorlieben und Trigger zu erkennen und damit umzugehen.
Besonders spannend wird es, wenn die Konfrontation unangenehm ist. Können wir die Menschen, die uns triggern, einfach so sein lassen, ohne sie zu verurteilen oder zu meiden? Fühlen wir uns dazu berufen, unsere Meinung kundzutun und sie zu verteidigen? Diese Menschen sind wie Kinoleinwände, auf denen wir unseren inneren Film projizieren. Sie dienen auch als Geburtshelfer für unsere ungelösten Wunden. Sie laden uns ein, unsere Vergangenheit zu erforschen und sie mit liebevoller Akzeptanz zu heilen.
Wir können andere nicht ändern, aber wir können uns selbst ein Geschenk machen, indem wir uns bedingungslos annehmen, mit all unseren Ecken und Kanten, mit all unseren Emotionen und Empfindungen. Dieses innere Selbstmitgefühl heilt und bringt Frieden in unser Leben. Ich konnte hier meine Angst vor Kritik besänftigen. Anstatt meinen Senf in die Kommentarspalten zu geben, umarmte ich meinen eigenen Herzschmerz liebevoll in meinen Gedanken. Ich kümmerte mich um meine Heilung anstatt mich darauf zu konzentrieren, die Meinungen anderer zu korrigieren. Ich erkannte, dass ich Platz und Anerkennung für meine eigene Haltung schaffen konnte, während ich gleichzeitig den Raum für die Überzeugungen anderer respektierte. Der Schmerz in mir löste sich auf und zurück blieb nur Frieden.
Wenn du auch nach mehr Frieden in deinem Leben suchst, lade ich dich herzlich ein, an der Online-Forschungsgruppe „Ich will Frieden“ teilzunehmen. Sie findet jeden dritten Mittwoch im Monat von 09:30 bis 11:00 Uhr statt, mit wenigen Ausnahmen. Passt dir die Zeit nicht? Kein Problem, melde dich trotzdem bei mir, und wir finden eine Lösung für dich.