Innen wie außen: Warum sich Aufräumen lohnt

„Ordnung ist das halbe Leben“, so lautet ein bekanntes deutsches Sprichwort. Als Kind oder Teenager haben die meisten von uns diesen Satz wohl eher mit einem genervten Augenrollen quittiert. Ich war da keine Ausnahme. Chaos fühlte sich für mich lebendig und bunt an – bis zu dem Moment, in dem ich dringend etwas finden musste und in meiner Hektik alles noch schlimmer machte.

Heute, mit ein paar Jahrzehnten Lebenserfahrung im Gepäck, sehe ich die Dinge anders. Ordnung bedeutet für mich nicht mehr Langeweile oder Enge, sondern Klarheit und Leichtigkeit. Sie spart Zeit und Nerven, schafft Struktur und Orientierung – und, wenn nicht übertrieben, eine wohltuende Atmosphäre. Kein Wunder also, dass ich meinen Jahresanfang dem Aufräumen gewidmet habe. Denn bevor Neues in unser Leben kommen kann, muss Altes losgelassen werden.

Ordnung schaffen: Der erste Schritt zu mehr Leichtigkeit

Der Weg zu einem aufgeräumten Zuhause beginnt oft mit einem Chaos. Profis empfehlen, den Ort, den man in Ordnung bringen möchte, erst einmal komplett leerzuräumen. Alles sauber machen, frisch durchatmen und mit einem klaren Blick von vorne beginnen.

Klingt einfach, doch der Prozess kann herausfordernd sein. Beim Sortieren geht es ans Eingemachte: Was bleibt? Was geht? Alles bekommt seinen neuen Platz – sei es im Müllsack, in der Brocki oder aufgeräumt im Schrank.

Das Gefühl, wenn der erste Teil geschafft ist, ist unbeschreiblich: Licht und Erleichterung machen sich breit, und plötzlich sieht der Raum viel luftiger und heller aus. Die Anstrengung zahlt sich aus, und mit einem zufriedenen Lächeln kann man den Erfolg genießen.

Ordnung halten: Der wahre Marathon

Während das Schaffen von Ordnung meist ein sichtbarer Akt mit klaren Ergebnissen ist, liegt die eigentliche Herausforderung im Halten der Ordnung. Warum fällt uns das so schwer?

Zum einen sind da alte Gewohnheiten, die uns sabotieren: Dinge werden achtlos liegen gelassen, und ehe man sich versieht, türmen sich Zeitschriften, Post oder Kleidung wieder zu neuen Stapeln auf. Besonders schwierig wird es, wenn man mit anderen Menschen zusammenlebt – hier sind Geduld und Kommunikation gefragt.

Eine inspirierende Idee habe ich bei Zen-Mönchen gefunden: Sie verbringen jeden Morgen, bevor das Tagwerk beginnt, fünf Minuten mit Aufräumen und Putzen. Dabei geht es nicht nur um die äußere Ordnung, sondern auch um die innere Balance. „Innen wie außen, außen wie innen“, heißt es im Buddhismus.

Sie sagen sich: Wenn ich außen Ordnung geschaffen habe, habe ich auch mein Inneres aufgeräumt und starte mit einem klaren Kopf und einem reinen Herzen in den Tag. Der Vorteil liegt auf der Hand: Der Tag beginnt leichter, und abends kehren sie in ein aufgeräumtes Zuhause zurück, das sie willkommen heißt. Ein Ort, an dem sie sich wohlfühlen, neue Energie tanken und zur Ruhe kommen können. Denn Unordnung hat die Tendenz, Energie zu rauben – Ordnung hingegen schenkt sie uns zurück.

Auch die Mönche üben lange, bis diese Routine in Fleisch und Blut übergeht. Doch die Freude am Ergebnis und der tiefe Sinn dahinter machen die Anstrengung lohnenswert.

Loslassen lernen: Weniger ist mehr

Eines der wichtigsten Elemente der Ordnung ist das Loslassen. Manchmal hängen wir emotional an Dingen, die uns eigentlich nicht mehr guttun. Doch mit der Zeit wird es leichter, sich von Ballast zu trennen. Das Resultat? Weniger aufzuräumen, weniger zu putzen, weniger Stress.

Noch besser ist es, schon beim Kauf innezuhalten und sich zu fragen: Brauche ich das wirklich? Weniger Dinge zu besitzen, bedeutet mehr Klarheit – und mehr Energie für die Dinge, die wirklich zählen.

In Ordnung sein: Wie sich unser Inneres im Äußeren spiegelt

Interessant finde ich die Frage, warum es manchen Menschen leichter fällt, Ordnung zu halten als anderen. Sicher, ein Teil davon ist Typsache. Doch es gibt auch Menschen, die sich bemühen und dennoch im Chaos enden. Warum?

Vielleicht zeigt sich im äußeren Durcheinander das innere Gefühlsleben. Ich erinnere mich an meine Jugend: Mein Zimmer war oft chaotisch, genauso wie mein Kopf. Kein Wunder – in der Zeit des Umbruchs gerät vieles durcheinander, von den Hormonen bis zu den Gedanken und Gefühlen.

Heute fühle ich mich mehr „in Ordnung“ – und das zeigt sich auch im Außen. Aufräumen und Putzen sind für mich keine lästigen Aufgaben mehr, sondern eine Freude. Der Widerstand ist verschwunden, und vieles erledige ich mittlerweile en passant. Je mehr ich mich selbst annehme, desto leichter fällt es mir, die äußere Ordnung zu halten.

Fazit: Ordnung beginnt bei uns selbst

Am Ende zeigt sich: Ordnung ist mehr als ein sauberer Schreibtisch oder ein aufgeräumtes Wohnzimmer. Sie beginnt in uns selbst – in der Art, wie wir mit uns umgehen und alte Muster liebevoll auflösen.

Wenn wir uns selbst mit Freundlichkeit und Geduld begegnen, spiegelt sich das auch in unserer Umgebung wider. Weniger Stress, mehr Energie und eine Umgebung, die uns unterstützt, statt uns zu belasten – das ist der wahre Gewinn von Ordnung.

Also: Warum nicht gleich heute einen kleinen Schritt in Richtung mehr Ordnung machen? Egal, ob es ein aufgeräumter Schrank oder ein reines Herz ist – jeder Schritt zählt.

2 Gedanken zu „Innen wie außen: Warum sich Aufräumen lohnt“

  1. danke dir, liebe Ingrid für deine Zeilen und inspirierenden Gedanken zum Thema AUFRÄUMEN UND AUSMISTEN.
    ..das steht schon bei mir am Plan und dennoch gibt’s einen Teil der „anderes“ immer wieder wichtiger erscheinen lässt.
    Daher mach ich noch EINE geplante Sache fertig und danach stell ich mir meine Uhr auf 30 Min ausmisten.. wenn’s länger wird, passt’s gut…wenn ich in Flow komm..und sonst sind’s diese 30 Minuten aufgeräumt worden!
    danke und bis bald, liebe verbundene Herzensgrüße, Bettina

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    • Liebe Bettina, wow das freut mich. Danke für dein Teilen und super, wenn „auf meinem Buffet“ etwas dabei ist, das du in deinem Tempo umsetzen magst. Viel Freude dabei. Lass uns die kleinen wie grossen Erfolge beim nächsten Treffen feiern. Ich freue mich auf unser nächstes Wiedersehen und grüsse dich ganz herzlich, Ingrid

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